Alex im Gespräch mit drei Gosauerinnen, deren aufwändiges Hobby eine wahre Leidenschaft ist… Ein weiteres altes Handwerk, dass nicht in Vergessenheit geraten sollte!

Griaß enk, liebe Leser des Welterbeblogs!

Statt Goisern bin ich für dieses Gespräch extra nach Gosau gedüst, um in ein besonderes Thema ein- bzw abzutauchen: Perlenstricken bzw Perlbeutelsticken! Das Goiserer Taxi brachte mich sicher zum Kulturzentrum, wo bereits drei wahre Perlen aus dem Gosautal auf mich warteten – meine Interviewpartnerinnen Johanna Schmaranzer, Gabi Kraft und Karin Stadlmayr.

Die Anfänge des Perlenstrickens

Perlenstricken ist eine alte Technik, die aus der Biedermeierzeit (1815-1848) stammt. Schon damals wurden Tabakbeutel für die Männer und Perlenbeuteln für die Tracht der Frauen gemacht. Vor ein paar Jahren machte ein Teil der Trachtenfrauen aus der Gosau einen Perlenstricken-Kurs.

Seitdem treffen sich die Frauen der „Gosauer Perlenstrickrunde“ meistens alle 14 Tage, um im kleinen Kreis “mitanond“ zu stricken.

Ausser Fingerfertigkeit brauchen sie dazu noch Häkelgarn, Perlen und Strickmuster. Die Runde hat das große Glück, dass sie eine eigene Musterzeichnerin in ihren Reihen hat, Karin, die die Muster auch selbst entwirft!

Von der Perle zum Beutel

Zu Beginn wird das Muster und die Farben ausgewählt, danach werden die Perlen nach diesem Muster mit einer Fädelnadel auf das Garn aufgefädelt. Dann geht‘s ans stricken. Wenn der Beutel fertig ist, wird er mit weichem Leder gefüttert, die Spitze gehäkelt und die Kordel angenäht.

Was sich so einfach anhört, dauert aber: nach arbeitsreichen vier (!) Wochen ist das Schmuckstück endlich fertig.

Für 1 cm Stricken braucht man eine gute Stunde, wobei “des Auffadln vo de Perlen des lobaste is und so schnö wia beim Sockenstricken geht‘s hoid a nit“ sagt Gabi.

Übrigens, ein Beutel besteht aus ca. 24 000 Perlen!

Das Internet – die Fundgrube für Perlen

Am Anfang hat sich die Beschaffung der winzigen Perlen als schwierig erwiesen, aber zum Glück gibt es ja das Internet. Wie wir wissen, kann man sich dort wirklich alles online bestellen, was man braucht oder auch nicht braucht.

Und so besteht für die Gosauer Perlenstrickerinnen die Möglichkeit, sich die gewünschten Perlen aus Tschechien oder Deutschland schicken zu lassen.

Keine Arbeit – a Gaudi

Die Damen sehen das Perlen stricken aber eher nicht als Arbeit, denn alleine das Aussuchen der Perlen “is scho a Gaudi“, weil die Farbe der Perlen und das Muster soll zum „Leiwikittl“ und zur Tracht passen. So manche Strickerin ist schon „süchtig nach Perlen“ geworden.

Obwohl der Wert eines Beutels bei einer Fernsehsendung auf 400 Euro geschätzt wurde, lässt sich, wenn man die Arbeitszeit und die Materialien mit berücksichtigt, unterm Strich nichts damit verdienen. Es ist und bleibt ein arbeitsreiches Hobby und ein wunderschönes Handwerk, das nicht in Vergessenheit geraten sollte.

Die Perlenstrickerinnen treffen sich meistens am Mittwoch um 14:00 im Gosauer Kulturzentrum – Interessierte  können gerne vorbeikommen!

Das Goiserer Kreuzverhör

Jo, a Gosinger kemman dran! Wo is eicha Lieblingsplatzerl in Gosau?  „Bon Gosausee und bon Löckersee“

Kinnts ihr jodeln? „Na leider koane vo uns, es hod ins neamt glernt“

Wöche Berge hobts es am öftern bestiegen? „Donnerkogl, Gosaukamm und Ruasberg, oba mia dan mehr Wandern wia Bergsteigen“

Wannts es enk aussuachn kinnats, wöcha Rolle würdets ihr gerne in an Heimatfilm spielen? „Sennerin & Bäuerin, wei in da Gosau a moi a Heimatfilm draht woan is, do hom mia de Rollen scho gspielt“.

Gibt es no wos, wos ihr  meine Leser  mit auf den Weg geben wollt? „Handarbeit is a wahnsinnig schene Soch und es soit wida mehr kemma“.

Danke an die Damen, dass ma des zoagt hobts!

Pfiat enk und bis boid,

Alex