Hallstatt-Sonderführung mit Austriaguide Regina Scheutz

Griaß enk,

Mitte Juni hat mir Katharina bereits den Vorschlag gemacht, doch mal den geführten „Welterbe-Rundgang“ durch Hallstatt zu machen. Das Thema interessierte mich direkt sehr, da ich zwar Hallstatt kenne, jedoch bis jetzt nicht sehr viel über die Geschichte und die Besonderheiten dieses einzigartigen Welterbe-Ortes mit ungefähr 730 Einwohner wusste.

Also nahm ich Kontakt zum Tourismusverband Dachstein-Salzkammergut auf, um mich zu erkundigen, ob ich den Welterbe Rundgang auch mit dem Rolli mitmachen kann. Einige Tage später bekam ich eine überraschende Rückmeldung: der Tourismusverband lud mich auf einen auf mich angepassten Rundgang ein, weil der Reguläre aufgrund einiger Stufen bei den Sehenswürdigkeiten nicht barrierefrei ist.

Ich sagte zu und vor kurzem ging es dann – wieder einmal mit meinem Lieblingstaxiunternehmen – nach Hallstatt zum Parkplatz „P2“ bei den Salzwelten. Dort wurden wir auch schon von unserem heutigen Guide, Regina Scheutz, erwartet.

Nachdem alle technischen Probleme bei unserer Kamera beseitigt wurden (ja, bei uns läuft auch nicht immer alles glatt) konnte die Führung auch schon los gehen.

Start der Führung: Salzwelten

Wir starteten unsere Führung bei den Salzwelten unterhalb des Hallstätter Salzbergwerks – laut Regina das älteste der Welt. Es besteht seit ca. 7000 Jahren – dies ist wissenschaftlich belegt durch den Fund eines sogenannten „Hirschhorn- Pickels“, mit diesem wurde zu dieser Zeit das Salz abgebaut.

Ab ins Ortszentrum

Dann führte uns Regina durch eine kleine, schmale Gasse direkt zur Anlegestelle der Hallstättersee Schifffahrt, mit der ich auch schon mal unterwegs war (hier nachlesen). Dort kann man sehr gut auf den historischen Ortskern und den sogenannten Fotopoint sehen. Dieser wird in der Hochsaison von ca. 10.000 Besuchern täglich bestaunt und bewundert.

Shopping?

Eine der nächsten Stationen war der Salz-Shop der Salzwelten. Das Salz, das aus der Salzmine (eine der reinsten Salzminen) in Hallstatt kommt, kann nach dem „grobbrechen und zermahlen“ eigentlich schon verwendet werden.  Das Hallstätter Salz wird händisch abgebaut und ist auch sehr viel dezenter als das normale Kochsalz. Es wird ohne chemische Zusätze verwendet.

Seine braune Farbe hat es daher, weil es mit sehr vielen Mineralien angereichert ist. Unser Salz ist aufgrund der vielen manuellen Tätigkeiten, die zur Gewinnung verrichtet werden müssen, sehr wertvoll.

Wenn man zum Beispiel einen Salzstein kauft, kann man ihn nach dem zerbrechen sofort  z.b in der Küche verwenden.

Auf zur „Kerntragerbank“…

Regina führte uns als nächstes zum Dr. Morton Weg (u.a hier nachzulesen). Dort gibt es neben dem Bestaunen der schönen Aussicht noch ein „Überbleibsel“ aus der Zeit, in der das Salz noch von Frauen herunter getragen wurde: die sogenannte „Kerntragerbank“. Diese war zum Abstellen der schweren BUGLKRAXN, in der die Salzsteine vom Berg herunter getragen wurden.

Da diese Prozedur sehr mühselig, schwierig und gefährlich war sowie mehrfach am Tag wiederholt wurde, waren die „Kerntragerweiber“ (dies war früher ein wirklicher und notwendiger Beruf) oft sehr froh, wenn sie ihre Last kurzzeitig auf dieser „Kerntragerbank“ abstellen konnten, ehe sie ihren Weg fortsetzten. Der Name „Kerntrager“ kommt vom früheren Namen des Salzsteins, auch „Bergkern“ genannt.

Hallstatt-Geschichte

Zur Geschichte von Hallstatt hat mir Regina unter anderem folgendes erzählt:

Damit man Hallstatt schnell und gut erreichen konnte (auch der touristische Verkehr durch die Einführung von Postbussen wurde immer mehr), musste zu Beginn des 19. Jahrhunderts die heutige Seestraße als Zufahrtsstraße errichtet werden. Vor dem Bau des Tunnels 1960 war dies die einzige Verbindung zwischen Hallstatt-Lahn und Hallstatt Markt.

1997 wurde Hallstatt das Welterbe verliehen, zum Erstaunen vieler gleich in zweifacher Ausführung. Zum einen das Weltkulturerbe, für den Ort und die alte Menschheitsgeschichte „7000 Jahre Geschichte im Salzbergbau“. Zum anderen bekam Hallstatt auch noch das Weltnaturerbe verliehen, weil die Region um den Hallstättersee schützenswert ist.

In Hallstatt sind für die Gästemassen aus dem Ausland von der Gemeinde entsprechende Schilder angebracht, damit sie auch wissen, daß Hallstatt kein Museumsdorf ist. Denn so mancher ausländischer Gast ist der Meinung, dass man den privaten Wohnbereich unaufgefordert besichtigen kann…

Das älteste Haus in Hallstatt ist das ca. vor 700 Jahren gebaute Steinhaus – dies war zur damaligen Zeit doch etwas besonderes, weil die anderen Häuser eigentlich alle nur mit Holz gebaut wurden. Doch der Bau des Steinhauses erwies sich als sehr gute Idee, weil das Haus im Zuge des großen Ortsbrandes 1750 weitestgehend verschont blieb. Früher war es ein Museum, jetzt kann man als Teil des „Heritage Hotels“ darin schlafen. Regina hat mir auch erzählt, dass die Mischung aus altem Gemäuer und Vier Sterne Standard im Inneren von den Gästen sehr gerne angenommen wird.

Weiter geht’s

Danach ging die Führung weiter zum Marktplatz von Hallstatt, wo mir Regina zwei verschiedene Fotos zeigte. Ich musste durch Vergleichen mit dem Original die Fälschung aus China erkennen.

Der letzte Stopp unserer Tour führte uns zur zweiten Schiffsanlegestelle von Hallstatt, weil man dort einen guten Blick auf den Hallstätter Friedhof hat, zu dem mir Regina unter anderem folgendes erzählte:

Irgendwann wurde der katholische Friedhof in Hallstatt zu klein für die Menschen, die ein Grab brauchten – man durfte im 17. Jahrhundert die menschlichen Körper nicht verbrennen, dies war nämlich eine sehr hohe religiöse Strafe.

Irgendwann wurde aber eine Einigung erzielt, mit der der Verstorbene für 10-15 Jahre am Friedhof vergraben wurde. Nach dieser Zeit wurden die noch verbleibenden Knochen wieder herausgenommen, gereinigt, gebleicht und die Schädel bemalt. Dann wurden sie mit dem Namen des Verstorbenen versehen und in ein Kellergewölbe, das sogenannte „Beinhaus“ gebracht. Dort wurden dann die Schädel und Knochen feinsäuberlich aufgestellt – aktuell befinden sich ca. 1200 Schädel darin. Man kann auch heute noch auf ausdrücklichen Wunsch im Beinhaus bestattet werden.

Danke an Regina Scheutz für die Führung und die interessanten, spannenden Erzählungen.

Info für meine Leser – die Führung findet normalerweise Montag und Samstags – von Mai bis September statt, Treffpunkt ist jeweils um 16:30 vorm Tourismusbüro Hallstatt. Für Gäste der Ferienregion Dachstein Salzkammergut mit Gästekarte oder Salzkammergutcard ist der Rundgang kostenlos. Andernfalls kostet er 10€. Rückfragen und Buchungen gerne an das Tourismusbüro Hallstatt unter +43 5 95095-30 oder per Mail an hallstatt@dachstein-salzkammergut.at

Pfiat enk und bis boid,

Alex