Schweiß und Dreck – Seife wäscht´s weg:  Im Gespräch mit Karina Wimmer über Traditionen, Spezialseifen & ihre kleine Seifensiederei in Bad Goisern

Griaß enk!

Wenn wir uns nicht waschen würden, würden wir stinken. Um beim Waschen die Haut zu reinigen und ihr einen guten Duft zu verleihen, benutzen wir Seife. Man kann entweder billige Seife kaufen oder Qualität wie die Handgefertigten Naturseifen von „Saponetta Carina“ aus Bad Goisern. Weil mich die Herstellung interessiert, führte ich ein Interview mit Karina Wimmer, die seit 2019 der „Seifensiede-Tradition“ in Bad Goisern wieder „Leben eingehaucht hat“.

Kannst du mir etwas zur Geschichte dieses Seifensiederhauses erzählen?

Die Aufzeichnungen darüber gehen zurück bis ins 16. Jahrhundert. Seit 1870 ist die Seifensiederei Zopf in diesem Haus gewesen. Die Familie Zopf hat das Handwerk in Bad Goisern über 100 Jahre betrieben. Alle Metzger im Umkreis lieferten die Rohstoffe zur Seifenherstellung.
Die Seifensieder und die Gerber waren früher eigentlich immer am Ortsrand angesiedelt wegen des Geruchs, der bei der Fertigung entstanden ist. Warum in Goisern mitten im Ort eine Seifensiederei war, ist auch für mich verwunderlich.
Der alte Seifensiede-Kessel fasst 4000 l und bei einem Produktionsvorgang wurden damals 1,5 t Seife auf einmal hergestellt. Und das alle 14 Tage. Denn früher gab es kein anderes Reinigungsmittel als Seife.
Im Dezember 2019 habe ich hier mein Geschäft eröffnet.

Wieso interessieren dich Seifen?

Mein Interesse stammt primär daher, weil meine Haut eher trocken ist. Durch Herumprobieren bin ich dann auf die Seife gestoßen und habe festgestellt, dass das meiner Haut guttut.

Ich habe die Seifenherstellung faszinierend gefunden und wollte das alte Handwerk und die Tradition wiederbeleben.

Früher war ja die Seifensiederei ein Lehrberuf, wo man sogar den Meister machen konnte. Das gibt es jetzt gar nicht mehr. Heutzutage kann man das nicht mehr lernen, man muss sich das alles selber beibringen.

Wie funktioniert die Herstellung?

Für Seife braucht man immer Fett (Rindertalg, Schweineschmalz oder auch Olivenöl) und Lauge. Für feste Seife nimmt man Natronlauge und für Schmierseife braucht man Kalilauge. Bei der Vermischung von Fett und Lauge gibt es eine chemische Reaktion und es entsteht Seife. Dann werden noch Geruchsstoffe und Farben dazu gegeben, je nach Belieben. Sogar Milch oder Bier kann man hinzufügen…

Wie unterscheiden sich Industrieseifen von deinen selbstgemachten?

Der Unterschied liegt vor allem in der Qualität der Rohstoffe. Wenn man Palmöl mit Olivenöl vergleicht, ist das Olivenöl, das ich verwende, viel hochwertiger als Palmöl, welches in der Industrie verarbeitet wird. Ich gebe auch keine Zusatzstoffe wie Konservierungsmittel hinein. Darum haben meine Seifen auch durch die Auswahl der Rohstoffe eine höhere Qualität.

Was ist eigentlich Kernseife?

Kernseife ist die „Ur-Seife“, zu der außer Fett und Lauge auch noch Salz zugegeben wird. Dann bildet sich an der Oberfläche eine Schicht – der Seifenkern – und diese wird abgeschöpft und weiterverarbeitet. Bei den Seifen, die ich herstelle, verzichte ich auf die Zugabe von Salz, denn meine Produkte sollen ja die Haut pflegen. Der primäre Einsatzzweck von Kernseife war das Putzen.

Wie lange dauert das ganze Prozedere vom Rohstoff zum fertigen Produkt?

Beim Heißverfahren wird das Gemisch erhitzt und man braucht nur zwei Wochen zum Austrocknen.
Beim Kaltverfahren, wie ich es mache, werden die Stoffe zusammengerührt und bleiben dann 24-48 Stunden in einer Form. Dann ist der Brei fest und wird in Stücke geschnitten und dann werden sie noch 4-6 Wochen gelagert (Reifezeit).

Warum darfst du deine Seifen nicht mehr im alten Seifensiederhaus herstellen und wo machst du es jetzt?

Aufgrund der Hygienevorschriften und der Auflagen kann ich die alten Geräte, die sich im Haus befinden, nicht mehr benutzen. Darum bin ich mit der Seifenproduktion nach Bad Ischl ausgewichen.

Was kannst du mir zu deinen Spezialseifen erzählen?

Die Spezialseifen, die ich herstelle, unterscheiden sich primär durch die Zusätze. Soleseifen zum Beispiel haben Sole dabei und bei der Kaffeeseife ist eben dieser dabei. Ich stelle auch Seifen her, bei denen ich Hirschtalg oder Gamsfett verwende.

Gibst du noch Kurse zur Seifenherstellung?

Das mache ich nach wie vor, im Frühling wird‘s wieder welche geben. Mehr Infos und Termine sind auf meiner Webseite www.saponetta-carina.com zu finden.

Karina im Goiserer Kreuzverhör

Wo ist dein Lieblingsplatzerl in Goisern? Am alten Marktplatz und in der Seifensiederei

Kannst du jodeln? Nein, ich bin nicht musikalisch

Welchen Berg hast du am öftern bestiegen? Ich bin nicht wirklich ein Bergsteiger, weil meistens zweige ich vom Weg ab und finde ein Schwammerl oder Kräuter, die mich mehr interessieren.

Wenn du es dir aussuchen könntest- welche Rolle würdest du gerne in einen Heimatfilm spielen? Wenn es einen Heimatfilm über Bad Goisern geben würde, wäre ich gern der Lehrling vom Seifensieder.

Gibt es noch etwas, dass du  meinen Lesern mit auf den Weg geben willst? In der letzten Zeit hat sich wieder ein Bewusstsein für Traditionen und alte Bräuche entwickelt. Ich persönlich finde das sehr gut  –  man sollte es beibehalten!

Vielen Dank für das spannende Interview und diese äußerst interessanten Einblicke in deine Seifensiederei, Karina!

Pfiat enk & bis boid!

Alex