Im Gespräch mit Brigitte Mittendorfer und Resi Scheuchl über eine ganz besondere Frühlingstradition in Goisern – Liebstattsonntag und seine verzierten Herzen

Der 3. Sonntag vor Ostern ist der Liebstatt-Sonntag (Liabstadlsunntog). Bei uns in Goisern werden in diesem Zeitraum die reich verzierten Liebstattherzen verteilt.

Bei meinen Nachforschungen habe ich  herausgefunden, dass es diesen Brauch auch in Gmunden gibt – dort wurde er sogar 2014 als immaterielles Kulturerbe klassifiziert! Obwohl die touristische Vermarktung  in Gmunden größer ist und die Gmundner behaupten, daß die Liebstattherzen dort ihren Ursprung haben, bin ich mir da nicht 100%ig sicher…

Und darum wieder zurück in meine Heimat. Ich habe mich mit Brigitte Mittendorfer und Maria Theresia „Resi“ Scheuchl getroffen, um mehr über die Herzen in Erfahrung zu bringen.

Meisterinnen der Herzen

Seit ungefähr 50 Jahren werden in Bad Goisern von den Goldhauben- und Kopftuchfrauen Liebstattherzen gemacht.

Jedes Jahr im Jänner beginnen sie bereits, aus Lebkuchenteig Herzen zu backen. Insgesamt kommen da um die 5000 Herzen zusammen.

Diese werden dann mit einer Farbglasur aus Zucker, Eiklar, Wasser und Lebensmittelfarbe gekonnt verziert. Nach dem Trocknen werden die Herzen noch mit roten, blauen oder grünen Bändern geschmückt.

Und dann gehts ans Austragen und Verteilen!

Dabei hat jede der Damen ihr eigenes Rayon (Viertel), in dem sie die Herzen verteilt. Die Herzen haben keinen festen Preis – jeder der ein Herz kriegt, gibt nach Möglichkeit eine freiwillige Spende.

Sollte bei einem Haus mal niemand zu Hause sein, bekommt er trotzdem ein Herz – es wird dann an die Haustür gehängt. Auch die Kinder im Kindergarten werden beschenkt, für die gibts kleine Herzal.

Die eingenommen Spenden kommen dem Alten- und Pflegeheim, den Goiserer Museen und dem Kindergarten zugute!

Tradition der Liebe

Eigentlich ist dieser Brauch schon vor langer Zeit entstanden – begonnen hat alles mit einem Hochzeitsmarkt in Bad Goisern, bei dem der Bursch seinem Dirndl ein Lebkuchenherz geschenkt hat.

Das Dirndl hat dann ein OA-PACKERL (Eierpackerl) zurückgeschenkt, in dem je nach Geschicklichkeit entweder „Gmodelte Stutzn“, ein Tabakbeutel, ein Bindl oder „a gstickte Hosnkraxn“ drinnen waren. „Des hots eahm gschenkt mit Oa (Eiern) auf Ostern“ sagt Brigitte. Natürlich in der Hoffnung, daß mehr aus den beiden wird.

Wie mir Brigitte und Resi erzählt haben, soll es aber nicht nur einmal vorgekommen sein, dass das Oa-Packerl zwar angenommen wurde, aber das Dirndl nicht. – „S´Oapacke hot er gnumma – owa mi net“

Herzliches Frühlingsfest in Goisern am 27. März 2022

Nach 2-jähriger Pause gibt es endlich wieder eine Veranstaltung am Liebstatt-Sonntag. Am 27. März findet im Goiserer Festsaal ein herzliches Frühlingsfest unter dem Ehrenschutz von Bürgermeister Leopold Schilcher statt.

Das Programm verlinke ich euch unterhalb.

Goiserer Kreuzverhör

Natürlich habe ich auch die beiden Damen ins Goiserer Kreuzverhör genommen!

Wo is eicha Lieblingsplatzerl in Goisern?

Resi: Dahoam in Weißenbach

Brigitte: Hinterm Haus, do fühl i mi wohl

Kinnts ihr jodeln?

Resi: Duad ma load, des ko i nit.

Brigitte: Oamoi im Joa den „Andachtsjodler“ und in „Ramsauberiga“

Welchen Berg hobts ihr am Öftern bestiegen?

Resi: I geh gern auf´d Goiserer Hittn

Brigitte: Mittlerweile geh i gern d´Ewig Wand

Wonn´s  es eich aussuchen kinnats – wöcha Rolle würdets ihr gern in an Heimatfilm spün?

Mia hom als Goldhaubenfrauen scho amoi bei an Heimatfilm mitgspüt! (in welchem, wurde nicht verraten)

Gibt´s no wos, des ihr meine Lesern mit am Weg gebm wollts?

Mach so weida, Alex, wiast das bis jetzt gmocht host und immer schee positiv eingestellt bleibm!

Danke fia den gschmohn Trüfla! (des is goiserisch und bedeutet: nettes Gespräch)

Pfiat enk und bis boid,

Alex