Interview Premiere am Welterbe Blog! Alex im Gespräch mit der wohl bekanntesten Stutznstrickerin des Goiserertals, Inge Castelpietra – über Handwerk, Stil & Lieblingsplatzal

Grias enk, liebe Leser des Welterbeblogs,

mein erstes Interview fand im November, kurz vor dem Lockdown statt.  Meine Gesprächspartnerin: die wohl bekannteste Stutzenstrickerin des Goiserertals, Inge Castelpietra – Goldhauben & Kopftuchfrau aus Goisern Wildpfad. Sie wird uns heute in die Welt des „Modlns“ entführen – was nix mit Modeln zu tun hat, wohl aber mit Mode bzw Tracht.

Wie Inge zum Modln kam

Inge wurde das Handwerk des Strickens schon in die Wiege gelegt, erste Versuche erfolgten bereits in der Kindheit – gelernt hat sie das Handwerk aber dann in der Schule. Ihr Schatz: das Vorlagenbuch ihrer Mutter mit den Modln (Mustern), es trägt einen großen Teil zu Inges Erfolg bei.

Die Leidenschaft für die Welt des „Modln“ folgte wenig später, denn wie schon damals die Mutter, wollte auch Inge dieses Handwerk fortführen.  Jacken und Stutzen wurden für die Kinder bzw. Enkelkinder gestrickt. Natürlich durften dabei auch die im Salzkammergut obligatorischen und besonderen „Stutzen für die Lederhose“ nicht fehlen.

Der Vorgänger des heutigen gemodlten „Stutzen“ war der sogenannte „Glankl-Strumpf“, dieser wurde vorrangig von der ärmeren Bevölkerung genutzt. Diese trug normale Socken, der „Glankl-Strumpf“ wurde nur über die Waden drüber gezogen.

Was ist das Besondere am Modln?

Modln heißt, dass die Strümpfe (ugs. Stimpf) nach einer bestehenden Vorlage gestrickt, die Maschen gezogen und übereinander gehoben werden. Jeder „Modl“ hat einen eigenen Namen, wie zum Beispiel das „Kleeblattl“ oder das „offene Drahdiketterl“. Übrigens: die gestrickten Stutzen aus Goisern schauen anders aus, als welche, die z.B. in Gosau gmodlt werden.

Zum Modln bzw. Stricken braucht man spezielle Stutzenwolle, die in  Textilfachgeschäften ( in Goisern z.B. bei Wolle Lahner ) gekauft werden kann. Es gibt zwei Arten von Stutzen: dicke Wollstutzen für den Winter und leichte Garnstutzen für den Sommer.

Altes Handwerk, neu belebt

Auf die Frage „Wie lange strickst du für ein Paar“ antwortet mir Inge, daß sie ungefähr vier Wochen braucht. Dann arbeitet sie 3-4 Stunden pro Tag und das meistens in der Nacht!
„Stutzen auf Bestellung“ hat Inge schon viele gestrickt.

Auch dieses Handwerk wird, wie so viele andere alteingesessene Künste, nicht mehr von vielen ausgeübt. Inge ist eine der wenigen, die das Modln noch beherrschen. Allerdings gibt sie auch Kurse und hat dabei festgestellt, dass sich immer mehr junge Leute wieder dafür interessieren, es wertschätzen und diese echte Kunst wieder erlernen wollen.

Zum Schluss noch ein paar Fragen – von Goisera zu Goiserin

Wo ist dein Lieblingsplatzerl in Goisern ?: I sitz mi gern auf´s Jochwand Hitt´n Bankerl, nimm ma an Kaffee und mei Freindin mit, dua an Trüfla und genieß die Aussicht.

Kannst du jodeln? I jodl wia a blechas Häfn

Wöchan vo de umliegenden Berg host am öftan bestiegen? Am öftan bin I am Koimberig obm gwen, wegn da Goiserer Hitt´n.

Mechst meine Leser no wos mit auf´n Weg gebm? Es is schod, won des Hondwerk – wurscht wöchas es is – auf da Streckn bleibt, weil des Hondwek hod an goidan Bodn.

Danke Inge fia den gschmohn Trüfla! (des is goiserisch und bedeutet: nettes Gespräch)

Pfiat enk und bis boid,

Alex