Alles zum Obertrauner Faschings-Brauchtum – wo Männer zu Keppelweibern werden und Frauen zu Männern

Gleich zu Beginn ein Hinweis: das Wort „Weiber“ wird von mir im folgenden Artikel umgangssprachlich verwendet und ist in keinster Weise abwertend gemeint!

Griaß enk!

Im Fasching passieren bei uns in der Weltkulturerbe-Region und im restlichen Salzkammergut seltsame Dinge. In Ebensee ziehen sich viele Leute ein Lumpengewand an und marschieren als sogenannte „Fetzen“ verkleidet durch den Ort. In Bad Goisern gibt es zB die “Trüfö-Weiber“ und Aussee wird zu Klein-Venedig dank der „Flinserln“. Auch wird in fast jedem Ort eine Faschingszeitung verkauft.

In Obertraun werden Teile der Faschingszeitung, die dort „Faschingsbriaf“ heisst, zusätzlich noch in gesungener Form von den „Keppel Weiban“ aufgeführt.

Platzl Hannes, Teil dieses Faschingsbrauchs, hat mir erzählt was da so los ist: „Die „Keppel Weiba“ von Obertraun sind neun Männer, die sich am Faschingsmontag als Frauen verkleiden. Es sind auch zwei Frauen dabei, diese sind dann natürlich als Männer verkleidet und verkaufen den Faschingsbrief.“

Ein lustiger Umzug durch die Gasthäuser

Am Faschingsmontag – nach vielen Tagen der Vorbereitung und des Probens (die schon am 11.11. des Vorjahres beginnen) – ist es soweit.

Von Mittag an ziehen die „Keppel Weiba“ durch die vier Gasthäuser in Obertraun und tragen den Faschingsbriaf vor.

Dabei interpretieren sie bekannte Lieder mit neuen Texten, in denen humorvoll Missgeschicke beschrieben werden. Die Vortragenden bringen die Musikinstrumente selber mit: Ziehharmonika, Gitarre, Bariton, Klarinette und Schlagwerk.

Von Missgeschicken und anderen Geschichten…

Wie wir wissen sind in der Faschingszeitung lustige Begebenheiten aufgeführt, die es wert sind, den anderen mitgeteilt zu werden. Hannes hat mir gesagt: „Es ist ganz wichtig, dass durch die vorgetragenen Texte niemand beleidigt wird. Denn auch für den, dem ein Malheur passiert ist, soll die Schilderung spaßig sein.“

Keppeln für einen guten Zweck

Der Erlös, der durch den Verkauf des Faschingsbriafs zusammenkommt, wird abwechselnd der Feuerwehr, der Rettung und der Ortsmusikkapelle Obertraun gespendet.

Die Geschichte der Keppelweiba

Die Ursprünge der „Keppelweiba“ reichen zurück bis in die Fünfzigerjahre, als damals noch die Frauen vor dem Konsum in Obertraun standen, miteinander viel zu besprechen hatten und dabei auch so manchen ausgerichtet haben.
Der Ausdruck „keppeln“ heißt schimpfen, wird aber im steiermärkischen auch für „tratschen“ hergenommen.

Hannes hat mir ja auch erzählt, dass dieser Faschingsbrauch eine Mischung aus dem Ausseerland – dort werden Stücke vorgesungen – und dem Austragen der Faschingszeitung ist.

Übrigens: Wenn die „Keppelweiba“ am Faschingsmontag unterwegs sind, sind die Gasthäuser in Obertraun immer „gsteckt voll“!

Danke Hannes fia dei Zeit und an schönen Fasching!

Pfiat enk & bis boid,

Alex