Im Gespräch mit Stefan Pichler, dem Obmann der Sulzbach Brunnleitn Glöckler, über dieses besondere Winterbrauchtum

Griaß enk,

Raunächte sind immer von 21. Dezember bis 6. Jänner. Am Vorabend der letzten Rauhnacht, also am Abend des 5. Jänner, findet bei uns in Goisern immer der Glöckler-Lauf statt. Um mehr über dieses Brauchtum zu erfahren, habe ich mich mit dem Obmann der „Sulzbach Brunnleit’n Glöckler“, Stefan Pichler, getroffen und ihm ein paar Fragen zum glöckeln, den Kappen und dem Verein gestellt.

Kannst du mir etwas über die Geschichte der Glöckler erzählen?

Der Glöckler-Brauch kommt ursprünglich aus Ebensee. Durch Salinenarbeiter und Bergleute ist dieses Brauchtum auch zu uns nach Goisern weitergetragen worden.

Der Kaiser hat damals (ungefähr um 1870) den ärmeren Leuten erlaubt, dass sie offiziell in der Nacht vom 5. auf 6. Jänner bei den reichen Bürgern um Lebensmittel betteln gehen dürfen. Das ist auch als „Heischen“ bekannt.

In Ebensee wurden damals die ersten Kappen aus den Kartonagenverpackungen für das Salz gebaut, mit Scherenschnitten versehen und mit einer Kerze von innen beleuchtet. Das weiße Gewand, das die Glöckler tragen, war das Arbeitsgewand der „Pfannhauser“ – die Salinenarbeiter waren.

Das ist meines Wissens nach der Ursprung des Glöckelns, es hat also nichts mit keltischer Mythologie oder Geistervertreibung zu tun.

Wie lange gibt es euch schon und warum habt ihr euch gegründet?

Alles begann vor ca. 40 Jahren, als der Verein noch Verschönerungsverein Lauffen hieß. Seit dieser Zeit wird von Lauffen nach Bad Goisern und zurückgelaufen.

Als sich der Verein dann auflöste wurde 1998 der Sulzbach Brunnleit’n Glöcklerverein in seiner heutigen Fassung neu gegründet und ich werde schon seit ein paar Jahren immer wieder zum Obmann gewählt.

Unser Verein besteht aus fünf Gruppen (Passen): die Goiserer Pass, die Lauffner Pass, zwei Kinder Passen und die Knirpse Pass.

Aufgrund der Tradition – und das steht auch in den Vereinsstatuten –  laufen wir nur am 5. Jänner.

Nur an diesem Tag kommen dann alle Passen (und auch die Königsreiter) am Goiserer Marktplatz um 20 Uhr zusammen. Dies ist der Höhepunkt und auch der Ausklang des Glöcklertages!

Welche Materialien werden zur Herstellung einer Glöcklerkappe benötigt?

Man braucht für das Grundgestell Holz. Schwarzes Tonpapier, aus dem die Figuren ausgeschnitten und mit Buntpapier hinterklebt werden, Leim, Kerzen, ein weißes Gewand und Glocken.

Früher wurden, nachdem der Lauf vorbei war, die Kappen angezündet und vom Windensteg in die Traun geworfen. Da wir aber mittlerweile an einer Kappe bis zu 400 Stunden arbeiten, wäre das jetzt eine Tragödie, wenn wir das auch machen würden. Wir haben nämlich fünf Passen zu je elf Leuten, also 55 Kappen – insgesamt sind es sogar 65 – 70 Stück.

Diese Kappen sind sehr aufwendig und richtig schön gestaltet. Und die nehmen wir jedes Jahr wieder her. Eines unserer Ziele im Verein ist es aber auch, jedes Jahr eine neue Kappe zu machen!

Sind in den Kappen echte Kerzen oder elektrische?

Wir gehen zwar mit der Zeit und mir als Obmann wäre es lieber, wenn wir LED-Lampen verwenden würden, um die Brandgefahr zu eliminieren. Weil wir aber sehr traditionell sind, benutzen wir nach wie vor immer noch Kerzen.

Wann beginnt ihr mit den Vorbereitungen?

Bis jetzt haben wir immer nach dem Kramperltag begonnen, die alten Kappen wieder herzurichten. Neue Kerzen hineinzugeben und die neue Kappe zu gestalten. Dieses Jahr haben wir allerdings schon Anfang November begonnen, weil die neue Kappe, eine sogenannte „Erbhof – Kappe“ vom HOISN Bauern, sehr aufwendig wird und mehr Zeit in Anspruch nimmt. Zum Beispiel werden dort in den Blumentrögen sogar die einzelnen Blätter herausgearbeitet…

Wie organisiert man einen Glöckler-Lauf?

Es gibt im Vorfeld natürlich viel zu tun. In Zusammenarbeit mit der Gemeinde werden die Straßen und der Marktplatz gesperrt, die Beleuchtung wird abgedunkelt, Plakate müssen gedruckt und aufgehängt werden, die Veranstaltung muss beworben werden, usw…

Was passiert mit den gesammelten Spenden, die traditionell beim Lauf im Klingelbeutel landen?

Wir spenden den Reinerlös immer für einen wohltätigen Zweck. Dieser wird an eine bedürftige Familie aus unserer Gegend übergeben oder an einen karitativen Verein.

Stefan im Goiserer Kreuzverhör

Wo ist dei Lieblingsplatzerl in Goisern? Bei da Chorinsky-Klause (IRDW BLOGBEITRAG nachlesen -> Chorinskyklause im Goiserer Weißenbachtal)

Konnst du jodln? A bisserl.

Wöchan Berg host du am Öftan bstiegen? In Predigstuhl

Wonnst das aussuachn kinnadst – wochä Rolle würdst gern in an Heimatfilm spün? An oidn Hoizknecht

Gibt´s no wos, des du  meine Leser mit auf´n  Weg geb´m wüst? Mia kinnan stolz drauf sei, das ma im Salzkammergut und in Goisern san  und auf an „gschichtsträchtigen Boden“ lebn.

Danke Stefan fia des gschmohe Interview.

Pfiat enk und bis boid,

Alex